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In seinem Buch über die Zeit nach dem Ausscheiden aus dem Kanzleramt beschreibt Helmut Schmidt die umwälzenden historischen Entwicklungen seit dem Ende des Kalten Kriegs, er macht sich Gedanken über die gegenwärtige Politik und die Zukunft Deutschlands, und er spricht über sehr Persönliches: über prägende Kriegserfahrungen, über eigene Fehler und Versäumnisse, seinen Glauben und das Lebensende.

Wer die bisherigen Bücher des Exkanzlers und seine "Zeit"-Artikel kennt, den wird das neue Buch, erschienen in Hinblick auf den 90. Geburtstag, nicht überraschen (vgl. auch die jüngste Biografie von H.-J. Noack, BA 10/08). Schmidt bewegt sich auf der Höhe der Zeit und vermag meisterlich, schwierige Komplexe zu verdeutlichen. Er will keine Autobiografie liefern, sondern persönliche Erfahrungen und Einsichten, gewonnen "außer Dienst", d.h. nach seiner Kanzlerschaft ab 1982, als politischer Publizist. Diese neue Aufgabe sieht er nicht als Bruch zum politischen Lebenswerk, sondern als konsequente Fortsetzung. Er geht nicht chronologisch vor, auch nicht unbedingt systematisch. Die unterschiedliche Gewichtung wird auch unterschiedliche Leseinteressen befriedigen. Der an der Biografie Interessierte wird aufmerksam verfolgen, wie er das Ende der Kanzerschaft sieht oder das Verhältnis zu seiner Partei, der SPD. Er zeigt erstaunlich viel kritische Distanz und Einsicht in eigene Fehler. Seine Gedanken zur aktuellen Situation (Globalisierung, veränderte Sozialstrukturen) bleiben lesenswert. (1)